postheadericon Programm



Die Enstehung dieses Programs geht zurück auf die Idee, eine CD und gleichzeitig ein live-Programm zu erschaffen insbesondere für jene, die durch schwere Krankheit und Unglück den Mut zu verlieren drohen, nicht zuletzt deshalb, weil sie sich einsam oder alleine gelassen fühlen in einer Gesellschaft, in der Tod und Krankheit und Mangel an messbarem Erfolg Themen sind, die unpopulär oder gar tabu sind.

Das Ensemble bietet das Programm in drei Versionen an, jeweils angepasst an entweder:
- an ein Publikum, was sich für dafür interessiert, wozu die Auseinandersetzung mit der dunklen Seite des Lebens Dichter wie Musiker in der Vergangenheit inspiriert hat und noch immer anregt.
- an die Zielgruppe jener, die mit einer schweren Erkrankung leben müssen und ihr privates wie öffentliches Umfeld (Familie, Freunde, Ärzte, Therapeuten). Auftritte in Krankenhäusern, Altersheimen und ähnlichen Einrichtungen sind denkbar.
- und nicht zuletzt könnte das Programm helfen, jenen Schülern diese Lyrik näher zu bringen, da sich durch die Musik neue Wege zum Textvertändnis erschliessen können.


Text aus dem booklet speziell für die erste Zielgruppe:

Das Ensemble um Anti von Klewitz kleidet einige ausgewählte Gedichte - von Rilke bis Rumi, von Eichendorff bis Trakl - in die für dafür eigens komponierte Musik, womit sich andere, vorher oft nicht wahrgenommene Türen zum Inneren des Textes erschliessen. Es ist Musik und Lyrik für die Pilgerreise durch das Zwielicht zwischen Vertraut und Fremd, Schmerz und Sehnsucht, Glück und Angst, Schönheit und Tod.
In der ungewöhnlichen Besetzung von Streichern, Altsaxophon, Kontrabass und Gesang bauen Anti von Klewitz und Ensemble auf eine spontane Kommunikation, sowohl untereinander als auch mit dem Publikum.
Trotz des thematischen Schwerpunkts von Sehnsucht und Vergänglichkeit wird Heimweh Zuhause nie zu einer traurigen Angelegenheit und schon gar nicht zu kulturell schwer verdaulicher Kost - vielmehr zu einer dynamischen Vorstellung voller Farben und Kontraste, einer Reise durch poetische und musikalische Landschaften mit vielen überraschenden Aussichten und Einsichten.


Text aus dem booklet speziell für die zweite Zielgruppe:

Bei schwerer Erkrankung, sei sie vorübergehend, den Rest des Lebens bestimmend oder unheilbar, haben die medizinische Versorgung und die therapeutischen Strategien unbestreitbar ihren ersten Platz. Aber der Trost, der uns aus dem Wissen erwächst, dass auch andere erlitten haben, was man selber durchmacht, sich alleine und verloren gefühlt und nach Erlösung gesehnt haben werden, ist nicht zu unterschätzen.
Wenn also Dichter diesen Trost in Gedichte haben gießen können, und Komponisten in Musik, dann spenden eben diese Werke jene dringend benötigte Kraft, sich auf dem Weg durch das seelische Schattenreich Krankheit nicht aufzugeben. Und wenn der verborgene Witz und die verschmitzte Weisheit in einem der literarischen Kleinode von Christian Morgenstern einen zum Lachen bringen kann, dann kann auch das nur gut sein, denn die Selbstheilungskraft des Humors wird inzwischen auch erkannt und - wie seltsam - ernst genommen.
Die Gedichte, die von uns vertont wurden, haben gemeinsam, dass sie von der Sehnsucht, von der Vergänglichkeit und von der Schönheit handeln. Wie groß ihre Kraft ist, wurde mir durch die Schilderungen von Herrn Prof. Gollwitzer bewusst, der beschrieb, wie man durch das Aufsagen und Singen von Gedichten und Liedern Kraft und Hoffnung schöpfte in der Zeit von Gefangenschaft in Lagern, in denen die Gefangenen weder zu Büchern noch zu Schreibwerkzeug Zugang hatten. So kostbar waren diese seelischen Schätze, dass man sich über jede wieder aufgetauchte Erinnerung tagelang freute und sie, gleich einer Art Währung, mit anderen Gefangenen austauschte.
Auch Krankheit kann wie eine Art Gefangenschaft erfahren werden, eine Isolation von der Welt, wie sie man sie gewohnt war, ein Ausgeschlossensein aus einer "normalen" Alltäglichkeit, in der andere sich so selbstverständlich aufgehoben fühlen dürfen.

Mögen diese kleinen Werke die Haftbedingungen lindern, die einem durch Krankheit und Trauer auferlegt wurden.


Schneespuren